Um diese Zeit kommt mir immer einmal wieder eine Begebenheit aus meiner aktiven Zeit in einer katholischen Grundschule in den Sinn:
Da in dieser Schule sehr viel Wert auf gute Traditionen gelegt wurde, feierten wir das Martinsfest nicht nur mit dem üblichen Laternenumzug, sondern wollten den Kindern den Sinn dieser Tradition nahebringen, ihnen viel aus dem Leben und Wirken des Martin von Tours erzählen und sie zum Teilen animieren. Und so gehörte natürlich auch das „Mantelteilen“ dazu, gespielt von den Kindern.
In einem Jahr war es ein kleiner muslimischer Drittklässler, der unter allen Umständen den Heiligen spielen wollte. Ich hatte im Prinzip überhaupt nichts dagegen, wollte aber vorsichtshalber abklären, ob seine Eltern das nicht als übergriffig empfinden würden, und fragte nach.
Ihre Antwort:
Warum denn nicht? Auch Muslime sind zur Mildtätigkeit verpflichtet, und ein Mensch wie St. Martin sollte auch für sie ein Vorbild sein. Der Junge teilte mit Hingabe den Mantel mit dem Bettler, Kinder und Eltern sangen dazu das Martinslied und teilten danach ihr mitgebrachtes Essen – für einen kleinen Moment war die Welt in Ordnung.
Warum eigentlich kann es nicht immer so einfach sein?
Brigitte Müller